Endstation Knast
Strafen im Kapitalismus. Insider und große Teile der Wissenschaft kritisieren unseren Strafvollzug. Dass sich dennoch nur langsam etwas ändert, hängt mit unserem Gesellschaftssystem zusammen
Thomas Galli – der Freitag
Während meiner über fünfzehnjährigen Tätigkeit in verschiedenen Gefängnissen hatte ich sicher mit zehntausend Inhaftierten näher zu tun. Diejenigen mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium könnte ich an wenigen Händen abzählen, sehr viele hatten keinen Schulabschluss, noch mehr keinen Beruf erlernt. Die überwiegende Mehrheit war süchtig nach illegalen Drogen, und der Anteil von Gefangenen mit Migrationshintergrund war deutlich überdurchschnittlich. Nur eine Minderheit der Gefangenen gehörte vor Begehung ihrer Straftaten zu den Gewinnern unseres kapitalistischen Systems, und bei der Mehrheit war spätestens mit ihrer Strafhaft die Rolle der Verlierer zementiert. Der Knast war ihre Endstation.