Wachstum bis zum bitteren Ende?
Wie Karl Marx schon wusste, ist Wachstum ein, wenn nicht das Grundprinzip des Kapitalismus. Der 2018 von Regisseur Florian Opitz gedrehte Dokumentarfilm „System Error“ macht auf geradezu beklemmende Art deutlich, wohin das führt. Die Welt steht am Abgrund, vor allem die natürlichen Ressourcen sind am Ende ihrer Nutzbarkeit angelangt. Bremsen, Umdenken, die Lebens- und Arbeitsweise ändern? Nicht mit den Jüngern des weltweiten Turbokapitalismus. Denn sie verhalten sich nicht wie denkende, sondern wie gläubige Menschen. Den Fragen nach dem Sinn und den Folgen ihres Handelns setzen sie Phrasen über die Segnungen des Systems und den Erfindungsgeist der Menschheit entgegen, als ob es Krieg, Elend und Umweltvernichtung nicht gäbe.
Besondere Glaubwürdigkeit gewinnt der Film durch seinen Blickwinkel. Er befragt nämlich nur sehr wenige Kritiker der globalen Vernichtung durch Wachstum, sondern vor allem die Nutznießer und begeisterten Akteure des Systems. Ob europäische Finanzstrategen, amerikanische Hedgefondsmanager oder brasilianische Fleischproduzenten, deutsche Autobauer oder chinesische Flugzeugmanager, sie alle erklären mit strahlenden Augen, wie strahlend die Zukunft ist, während sie an ihrer offenkundigen Düsternis arbeiten. Das lässt den Zuschauer schockiert, aber mit viel Erkenntnisgewinn zurück. Kann es sein, dass Kapitalismus gar keine Feinde braucht, weil er sich von selbst vernichtet? Weil kein System über den Raum hinauswachsen kann, der es umgrenzt? Karl Marx hat das zumindest seinerzeit so vorhergesagt.
Im Kino Movieland in Erkner sahen den Film knapp 30 Gäste der diesjährigen Veranstaltungsreihe Ökofilmtour. Organisiert hatten den Filmabend die Mitglieder des Ortsverbandes DIE LINKE. Franziska Schneider, Kandidatin für die Stadtverordnetenversammlung und den Landtag Brandenburg moderierte und stellte sich nach der Vorführung gemeinsam mit Silke Voges, parteilose Spitzenkandidatin der LINKEN zur Kommunalwahl in Erkner im Foyer zum Publikumsgespräch.