Was Apotheker können, können nur Apotheker
Lieferausfälle in der Pharmaindustrie haben zuletzt dazu geführt, dass Patienten über Monate erhöhte Arzneimittelkosten hatten, weil sie erhöhte Aufzahlungen leisten mussten. Insbesondere das Leben mittelloser Menschen ist bedroht, wenn das Medikament plötzlich zu teuer wird. Das betraf in den letzten Monaten insbesondere Asthmatiker und Allergiker (anaphylaktischer Schock), aber auch Impfstoffe, Blutdrucksenker und andere wichtige Medikamente waren auf einmal überteuerte Mangelware. Das ist nicht weniger als ein Skandal. Einer, der die breite Öffentlichkeit jedoch nicht erreichte.
Zur Erklärung: Aufzahlungen sind die Differenz zwischen Festbetrag und Apothekenverkaufspreis. Die Aufzahlungen werden von den Krankenkassen nicht auf die Zuzahlungen angerechnet. Und die Zuzahlung beträgt zehn Prozent des Arzneimittelpreises, mindestens aber fünf Euro, höchstens jedoch zehn Euro. Alle Apotheken sind gesetzlich verpflichtet, die Zuzahlungen für die Krankenkassen einzusammeln und an sie weiterzuleiten.
Die Auf- und Zuzahlungen, die Patienten in der Apotheke für Arzneimittel zu leisten haben, sind abzuschaffen – nicht nur, weil an der Gesundheit kein Geld verdient werden sollte, sondern auch, weil die Apotheke nicht als Geldumschlagplatz für die Krankenkassen missbraucht werden darf! Sie hat ganz andere Aufgaben. Der Patient muss im Mittelpunkt stehen.
Höchste Zeit ist es für eine Entbürokratisierung der Arzneimittelversorgung. Die derzeitige praxisfremde Regulierungswut wächst sich zu einer Gefahr für die Gesundheitsversorgung der Bürger aus. Ganz klar: es fehlen Fachleute und Praktiker in der Politik. Gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle und eine Nutzung der „Ressource Apotheken“, bei der die Kompetenzen der Apotheker wieder für die Patienten genutzt werden, statt für zweckfremden Aufwand, sollte Grundsatz sein, nicht Nebeneffekt.
Auch eine bessere Nachwuchsförderung und eine faire Entlohnung in den Apotheken sind unverzichtbar. Eine eigene Universitätsausbildung für Apotheker ist in Brandenburg nötig und der Fachschulbesuch für Pharmazeutisch-Technische Assistenten (PTA) muss weiter ausgebaut werden, um hohe berufliche Qualitätsstandards jetzt und in Zukunft zu garantieren.
Die Arzneimittelpreise sollen fair sein! Weniger Lobbyismus im Apothekenwesen und volle Transparenz der Verhandlungen für Arzneimittellieferverträge und Rabatte sind per Gesetz zu regeln.
Aktuell liegt die „Defektquote“ bei sagenhaften 20 Prozent. Das bedeutet: Jedes fünfte bestellte Medikamente wird nicht geliefert. Grund sind unter anderem eine Verunreinigung der Medikamente oder der erst kürzlich gesetzlich eingeführte Sicherheitscode, der zum einen nicht die versprochene Sicherheit garantiert und zum anderen zu großen Lieferproblemen bei den Herstellern führt.
Die Zusammenarbeit zwischen Apotheken und Ärzten muss dringend verbessert werden. Allerdings im Moment vor allem, um die inzwischen sehr besonderen Anforderungen der Krankenkassen zu erfüllen, wie Rezepte ausgestellt sein müssen, damit die Kassen deren Kosten übernehmen. Patienten hilft das überhaupt nicht. Genauso wenig wie das gerade von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vorgestellte Apothekenstärkungsgesetz.
Fakt ist, das Feld, auf dem Apotheken agieren, ist mittlerweile unübersichtlich groß und verstrickt. Das kann so auch auf die Arbeitsbereiche von Ärzten übertragen werden, die zudem dringend Budgetfreiheit benötigen, um das Wohl ihrer Patienten in den Mittelpunkt stellen zu können.
Mein persönliches Fazit: Danke an die Apotheken in meiner Region! Nachdem ich erfahren habe, wie es hinter der Theke in der Apotheke zugehen muss, um dem Staat und seinem Abrechnungswesen zu genügen, bin ich froh, bis jetzt noch nie das Gefühl vermittelt bekommen zu haben, es würde bei einem Besuch von mir – als meinst angeschlagene und kranke Besucherin – um etwas anderes gehen, als um meine Gesundheit.