Geschlechterkommentar
Liebe Genossen/innen, liebe Sympathisanten(innen), liebe Freunde_innen, liebe Mitstreiter*innen, liebe BrüderInnen,
hoffentlich habe ich alle grammatikalischen als auch geschlechtlichsozial möglichen Formen menschlichen Daseins angesprochen. Sollte sich eine Person nicht angesprochen Fühlen, gar diskriminiert, bitte ich um Handzeichen.
Im Vorfeld des Internationalen Frauentags 2019 möchte ich Stellung beziehen. Einerseits zu feministischer Linguistik und gendergerechter Sprache und andererseits zu sozialer Gleichstellung von Frau und Mann im Rahmen politischer Entscheidungsfindung. Kurz: zur Gleichberechtigung von Frau und Mann in der Gesellschaft.
Und schon landen wir in der Debatte von biologischem und sozialem Geschlecht. Jeder möchte korrekt angesprochen werden. Jeder? Liest man die obige Anrede, kommt der Fluss des Lesens sichtbar ins Stocken. Festzustellen, ob die Unterschiede zwischen Frau und Mann kulturell oder biologisch existent sind, ist schwierig. Das heißt aber auch, es gibt sie.
Kultur und Sozialisation machen uns nicht allein zu Frau und Mann. Wir werden nicht geschlechtslos geboren. Naturwissenschaftliche Daten sind das Eine, politische Programmatik das Andere. Gleichberechtigung der Geschlechter geht einher mit sozialer Gerechtigkeit und nicht mit Quote. Frauenquoten sichern konkrete institutionelle Verhältnisse, ändern aber nichts an der sozialen Ungleichheit der Geschlechter in der Gesellschaft.
Das Parité-Gesetz in Brandenburg oder der Internationale Frauentag als Feiertag in Berlin sind Feigenblätter politischen Wollens. Die Gleichberechtigung der Geschlechter rückt dabei weiter in die Ferne. Denn politische Gleichheit ändert nichts an der sozialen Ungleichheit der Geschlechter. Es handelt sich hier hauptsächlich um nervenberuhigenden Aktionismus der Politik. Dieselbe Politik versagt Frauen als mündigen Bürgerinnen schließlich aktive gesellschaftliche Mitgestaltung.
In Fragen von Schwangerschaftsunterbrechungen, Abtreibungen und Information darüber erklärt Politik Frauen als nicht geschäftsfähig, entmündigt sie und nimmt ihnen das Recht auf Selbstbestimmung.
Wie lange wollen wir eigentlich noch über gendergerechte Sprache streiten?
Der Artikel wurde in der Zeitung Widerspruch, Ausgabe März 2019 des Kreisverbandes DIE LINKE Oder-Spree veröffentlicht.