Dietrich Kittner: Gütesiegel Fernsehverbot
Eine Kittner-Retrospektive zum 10. Todesjahr mit Texten und Videoeinspielern
Vor zehn Jahren verstarb Dietrich Kittner. Der Jahrestag ist Grund genug für einige Wegbegleiter von damals, ein abendfüllendes Programm zur Erinnerung an den großen deutschen Kabarettisten zu gestalten. „Gütesiegel Fernsehverbot“ zeigt, dass Dietrich Kittners Texte heute noch genauso aktuell sind wie vor 14 Jahren, als er seinen letzten Auftritt vor Publikum absolvierte.
Das Publikum darf sich freuen auf Mitschnitte aus Kittners privatem Videoarchiv und Interviewsequenzen aus den Jahren 2002 bis 2010 von und mit der Moderatorin Susi Duhme. Der Schauspieler Rolf Becker gibt Kittners noch immer aktuellen Texten mit seiner unverwechselbaren Stimme eine eigene Interpretation. Durch das Programm begleitet Franziska Schneider von der Stiftung kultureller Förderung und Bewahrung des Lebenswerkes von Dietrich und Christel Kittner. Außerdem gibt es Grußworte prominenter Freunde, Kollegen und Wegbegleiter Dietrich Kittners auf Leinwand.
Einlass: 18 Uhr, Beginn: 19 Uhr
Eintrittspreis: 5 € Normalpreis/ 10 € Solipreis
Bitte um Voranmeldung unter maigalerie@jungewelt.de.
Maigalerie der Tageszeitung junge Welt, Torstraße 6, 10119 Berlin
Aus: Ausgabe vom 18.11.2023, Seite 16 / Aktion
Dietrich Kittner
Gegenkultur entdecken
Rolf Becker interpretiert Dietrich Kittner
Von Dietmar Koschmieder
Einer der schärfsten und konsequentesten deutschen Aufklärer nach 1945 war der vor zehn Jahren verstorbene Kabarettist Dietrich Kittner. So skizzierte er eindringlich, wem den angeblich unabhängigen Richtern in der deutschen Nachkriegszeit die Sympathie galt: Der Zigarettendieb, so rechnet Kittner anhand von realen Urteilen vor, muss pro gestohlener Zigarette mehr Tage Haft absitzen als der Nazifunktionär pro nachgewiesenem Mord. Wer aber nicht mit flachen Witzen, sondern mit solch bösen Beispielen sein Publikum beeindruckt, hat keine Chance, von bürgerlichen Medien adäquat wahrgenommen zu werden. Sein Fernsehauftrittsverbot galt ihm jedoch als Gütesiegel. Um so wichtiger ist es, dass linke Kräfte diese Arbeit würdigen und sie weiterhin für sich nutzen.