Mein Thema ist der Medien-Politik-Strafrechts Komplex. Was meine ich damit?

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Ein Beispiel dazu:
In der Silvesternacht 2015/2016 kam es in Köln zu zahlreichen sexuellen Übergriffen auf Frauen. Zwei Umstände erhitzten die Debatte: Der Polizei wurde vorgeworfen, nicht richtig gehandelt zu haben. Und bei den Tätern handelte es sich vornehmlich um Männer aus dem nordafrikanischen und arabischen Raum. Zunächst eine regionale, dann eine überregionale und sogar eine internationale Medienberichterstattung setzte ein.

Politiker aller Parteien, ob Bürgermeister oder Abgeordnete, äußerten sich. Sie sahen unisono, egal welcher Partei sie angehörten, Lücken im Strafrecht und forderten politisches Handeln. Das gab der bereits laufenden Debatte um die Verschärfung des Sexualstrafrechts einen weiteren Impuls. Das Ende vom Lied war eine zweifelhafte Reform des Sexualstrafrechts.

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Es geht also um einen politisch-publizistischen Verstärkerkreislauf, den ich in meiner Doktorarbeit, die ich derzeit schreibe, analysieren möchte.

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Dieser Blog ist mein Arbeitsplatz zur Behandlung der Fragestellung:
Welchen Einfluss hat die Berichterstattung über schwere Gewalt- und Sexualstraftaten auf das politische Handeln und die Gesetzgebung in Deutschland?
Spezialisiert habe ich mich in meiner Forschung auf die Entwicklungen der letzten 15 Jahre rund um die Sicherungsverwahrung.

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Allerdings ist davon auszugehen, dass der Verstärkerkreislauf ebenso auf andere Themenbereiche angewendet werden kann. Dies zu dokumentieren ist auch Aufgabe und Ziel des Blogs.
Mit dem Thema beschäftige ich mich beruflich und auch wissenschaftlich schon seit mehreren Jahren. Angefangen hat alles mit Dr. Volkmar Schöneburg, dessen Mitarbeiterin ich sieben Jahre war – mein Lehrmeister, mein Lieblingschef und Freund.

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Was ist von dem Blog zu erwarten?
Thematisch wird es um Journalismus, Medien und Medienpolitik gehen. Aber auch um Knast und Sicherungsverwahrung. Und natürlich: aktuelle und vergangene Politik der Bundesrepublik hinsichtlich Medien und Strafrecht.
Letztlich führen all diese Themen zur Kernproblematik, dass die kapitalistische Demokratie weit weg von den Demokratiegedanken der Aufklärung gerückt ist.

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Im Wesentlichen wähle ich dazu zwei Formen:

  1. Reviews zu diesen und artverwandten Themenblöcken
    Dabei grenze ich mich nicht ein: Es können linke, konservative, grüne oder religiöse Pages und Zeitungen sein, die ich verlinke. Wichtig ist, dass der Inhalt zur Bearbeitung des Themas nützlich ist. Reviews entsprechen gewiss nicht eins zu eins meiner Meinung. Jedoch regen sie – sowohl im positiven als auch im negativen Fall – zum Nachdenken an.
  2. Regelmäßige Interviews mit Experten
    Da es ein interdisziplinäres Feld ist, das sowohl soziologische, rechtswissenschaftliche, politikwissenschaftliche sowie medien- und kommunikationswissenschaftliche Elemente enthält, können sowohl Wissenschaftler als auch Praktiker jeglicher Richtung zu Wort kommen.

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Ich bin mir bewusst, der Themenkomplex ist brisant und sensibel zugleich. Anecken ist vorprogrammiert. Meine Devise: Ich bin ein Glaubenichts und auch nicht fehlerlos. Mit jedem Tag lernen wir dazu. Ändern Einstellungen und Meinungen. Korrigieren uns. Auch dazu ist dieser Blog da, um Veränderungen deutlich zu machen.

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Und warum „Glaubenichts“?
Dietrich Kittner hatte den Titel seines letzten Buches schon im Kopf: „Aus dem Leben eines Glaubenichts“. Das Buch konnte er nie in Händen halten, es ist postum erschienen. In Erinnerung an den mich prägenden Menschen und seiner Frau Christel, möchte ich den Glaubenichts-Begriff für meinen Blog übernehmen. Aber nicht ganz ohne Hintergedanken, denn mir ist es auch ein Anliegen, an das Erbe Kittners zu erinnern. Ob nun mittels seiner Texte und Videos oder über sein Domizil, das Landhaus Hollerhof.

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Franziska Schneider

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P.s.: Erwähnt sei noch, dass ich in meinen eigenen Posts keine geschlechtergerechte Sprache verwende, mir also erlaube, nicht zu gendern. Als Begründung möchte ich Daniela Dahn zitieren: „Mir war es lieber, eine DDR-Frau sagte ‚Ich bin Traktorist‘, als dass sie – klüger geworden – gleich nach der Wende bedauerte: ‚Ich war Traktoristin‘“.
In diesem Sinne: Mensch, fühle Dich angesprochen.